Interim Management in der Logistik – Fluch oder Segen?

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Zu Beginn stehen die Vertragsverhandlungen und gleich hier werden die ersten Vorteile des Interim Managements klar. Laut Lebenslauf, Referenzen und möglicherweise dank Empfehlung, sitzt da jemand mit Erfahrung in genau dem thematischen Bereich, den es für einen abgegrenzten Zeitraum zu betreuen gilt.

Eine externe Person, die ohne betriebliche Scheuklappen und keinerlei sozialer Verstrickungen im Unternehmen, Probleme erkennen und eingesessene Verhaltensweisen aufrütteln kann. Durch klare Kostentransparenz ohne der hohen Nebenkosten einer Fixanstellung und zeitlicher Einsatzflexibilität sind die Rahmenbedingungen abgesteckt um ziel- und lösungsorientierte Arbeit zu leisten. So weit so gut.

Ein Erfahrungsbericht

Ein Highlight ist bestimmt der erste Arbeitstag. Im besten Fall wird der Interims Manager offiziell vorgestellt und den Mitarbeitern werden die projektbezogenen Aufgaben erklärt bzw. werden sie angehalten mit vollster Unterstützung das Projekt (meist mit fehlender Detailinformation) zum Erfolg zu bringen. Ein Blick in die Gesichter reicht dann schon um das ganze Spektrum an Vorurteilen zu erkennen. Wozu brauchen wir jemand externen, der keine Ahnung von unseren internen Abläufen hat um sich wichtig zu machen und dann auch noch für viel Geld, das wir anderweitig einsetzen können, wo wir es dringender brauchen? Muss ich mir jetzt von dem was sagen lassen, wie ich, als Experte mit langjähriger Erfahrung, meinen Job zu tun habe? Muss ich Angst um meinen Arbeitsplatz haben?

Auch die Management Ebene stellt sich ab jetzt neuen Herausforderungen. Führungsaufgaben müssen abgegeben werden. Entscheidungen werden nicht mehr ganz allein getroffen bzw. werden vorab noch mit dem Interims Manager diskutiert. Der Informationsfluss soll auch mit dem neuen Teilnehmer funktionieren und reibungslos ablaufen. Meiner Meinung nach ist die wichtigste Kernkompetenz eines Interim Managers das Geschick die inhaltlichen Vorgaben mit höchster sozialer Kompetenz zu kombinieren. An der inhaltlichen Auffassungsgabe scheitert es nicht. Anfangs ist es zwar viel Information aber das Rad wird auch nicht in jeder Firma, prozesstechnisch gesehen, neu erfunden. Sozial gesehen ist es eine extrem spannende Sache. Anfangs wahren alle den Schein, sind oberflächlich höflich und extrem hilfsbereit im Informationsaustausch. Man erzählt ja auch gerne, was man so den ganzen Tag tut und was gut läuft. Auch jammern ist super, endlich jemand der uns zuhört. Und dann der Klassiker „Wir wollen ja, dass die da oben es endlich sehen und was tun!“

Und dann geht’s tiefer in die Prozesse. Der gewünschte Blick von außen durch den Interims Manager und der ständigen Frage „Warum so?“ lässt die ersten Rechtfertigungen, Widerstände aufkeimen und die Unsicherheit macht sich breit. Werte wie Loyalität meinem Vorgesetzten und manchen Kollegen gegenüber, das eigene Sicherheitsbedürfnis und der Wunsch nach Wertschätzung bringen erste kleine Wellen. Changemanagement und immer wieder das gemeinsame Ziel, den Nutzen in Erinnerung rufen, gehören zum Alltag eines Interim Managers.

Ein externer temporärer Manager könnte sich natürlich unbeliebter machen, da er nach dem Projekt ja wieder dahin geht wo er hergekommen ist. Aber das ist nur in homöopathischer Dosis sinnvoll, durch Anstoßen neuer Denkprozesse und das Anbieten neuer Arbeitsweisen. Stimmt die Beziehung nicht, ist auch das Projektziel gefährdet. Gerade wenn es „menschelt“, wird die Sache richtig spannend. Das ist für mich das Salz in der Interims Management Suppe und lässt alle Beteiligten wachsen.